Verhört – Eine #SciFi-Kurzgeschichte

In letzter Zeit war er süchtig danach; als müsste er ständig etwas im Kopf haben. Wenn ihm einmal kein nützlicher Gedanke zwischen beiden Ohren summte, steckte er sich ein rosinengroßes Stück Schnupftabak in die Nase.

Bert hatte sich bereits an das erdige Aroma gewöhnt. Nuancen von Hibiskus, Brombeere, Pfefferminz oder Rosmarin und Meersalz waren ihm vertraut. Neuerdings hörte man viel von asiatischen Sencha-Sorten. Was er jetzt an seiner Nasenschleimhaut zu spüren begann, war gänzlich anders: sauer und pelzig wie Aronia. Es schüttelte ihn. Trotzdem widerstand er dem Drang, den Schnupftabak sofort wieder zu entfernen und langsam entspannten sich seine Glieder. Das war dringend notwendig zwischen den Verhörpausen.

In den letzten 72 Stunden hatte er vergeblich versucht, Hershken Informationen über das Versteck des Diebesgutes zu entlocken. Dieser Dreckskerl zeigte sich von der schier endlosen Tortur der Befragung völlig unbeeindruckt und saß noch immer seelenruhig auf seinem Schemel in dem klinisch sauberen Hinterzimmer, das vor einiger Zeit selbst noch als Versuchsraum diente. Fahles Licht fiel aus den Neoröhren an der Zimmerdecke. Die rostbraunen Narben auf Herschkens Gesicht hinterließen rissige Schatten auf seinen Wangen. Man wusste nie, ob er gerade triumphierend lächelte oder grimmig dreinschaute. Mehr als ein undefinierbares Brummen war von ihm nicht zu vernehmen.

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